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Grün, sicher, bezahlbar

Grün, sicher, bezahlbar

Lesedauer: ca. 4 Min. | Text: Stefan Prott

Green Deal, Kohleausstieg, Embargo für russisches Öl und Erdgas, Preisexplosion auf dem Strommarkt? Thorsten Rattmann und Thomas Murawski blicken dennoch mit Zuversicht auf die Energiezukunft. Denn die Hertener Stadtwerke haben vorgesorgt und vorgedacht.

Energieversorgung soll möglichst grün sein, unabhängig, aber auch sicher und bezahlbar. Wie meistern die Hertener Stadtwerke diese Herausforderung?

Global gesehen ist ganz klar: Die Energiepreise steigen. Für die Hertener Stadtwerke gilt allerdings: Wir haben langfristig Energie eingekauft und werden weiterhin zu den günstigsten Anbietern in der Region gehören.

Beim Erdgas befürchten manche, dass es im nächsten Winter zu Engpässen kommt. Ist die Sorge begründet?

Deutschland hat in den vergangenen Jahren bis zu 45 Prozent des Erdgases aus Russland bezogen. Deshalb bereiten wir uns als vorausschauende Stadtwerke vor: Wir haben bereits einen erheblichen
Anteil der benötigen Gasmengen für das nächste Jahr vertraglich gesichert. Zudem bewirtschaften wir mit Partnern einen Gasspeicher in Epe bei Gronau. Der Speicher ist schon jetzt zu 80 Prozent voll und
wird zum Winter optimal gefüllt sein. Das schafft Versorgungssicherheit für viele Tage, falls es kurzfristig zu Ausfällen kommen sollte. Trotzdem können wir nicht ausschließen, dass es auch in unserer
Region zu Engpässen kommen kann. Die Entwicklungen können wir ja momentan tagesaktuell der Presse entnehmen.

Welche Sicherheit haben Haushalte mit Gasheizung?

Private Haushalte und soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser genießen einen besonderen Schutz und werden bevorzugt beliefert. Auch bei Gasknappheit ist ihre Versorgung nach der aktuellen Gesetzeslage erst einmal gewährleistet.

Müssen wir uns vom Erdgas als Energiequelle verabschieden?

Es gilt: Bis 2045 soll nach dem Ausstiegsszenario der EU kein fossiles Erdgas mehr verbrannt werden. Wir werden unsere Gasnetze daher umstellen: Wenn darin kein Erdgas mehr fließt, wird alternativ auf synthetisches Gas oder Wasserstoff gesetzt. Auf der anderen Seite haben wir einen Riesenvorteil – ein enorm großes Fernwärmenetz, mit dem wir unserer Zeit und vielen Städten weit voraus sind. Dieses Netz werden wir weiter stärken, um Wärme so ökologisch wie möglich anbieten zu können.

Sind Fernwärme-Kunden betroffen, wenn künftig die Kohle-Kraftwerke abgeschaltet werden?

Nein – auch da sind wir in einer guten Position, denn grundsätzlich wird die für Herten benötigte Fernwärme vor Ort im Abfallkraftwerk der AGR produziert. Auch hier haben wir langfristige Verträge geschlossen. Diese Quelle gilt als klimaneutrale, grüne Wärme, da die Energie aus der Biomasse der Haushaltsabfälle gewonnen wird. Die ganze Branche hat übrigens
von nun an die Aufgabe, wegfallende Kapazitäten wie beispielsweise Kohlekraftwerke durch nachhaltige Quellen zu ersetzen. Auch wir arbeiten hier an zusätzlichen Alternativen.

Ist Fernwärme künftig die Lösung für alle?

Für Hausbesitzer, die unmittelbar am Fernwärmenetz liegen, ist das sicher eine gute Lösung – ihnen
bieten wir die Umstellung auf Fernwärme an. Aber wir werden in Zukunft nicht alles auf eine Karte setzen, sondern mehrere ökologisch sinnvolle Quellen erschließen – vor allem eine dezentrale Versorgung
durch Blockheizkraftwerke und Geothermie.

Ist Geothermie eine Alternative für das eigene Haus?

Wir halten es bei Geothermie nicht für sinnvoll, dass jeder Häuslebauer selbst bis in 100 Meter Tiefe
abteuft. Auch da planen wir Einheiten zu bauen, die Quartiere oder sogar ganze Stadtteile mit
Wärme aus der Erde versorgen. Mit dieser dezentralen Versorgung haben wir schon gute Erfahrungen in unseren Siedlungen wie „Sonne+“ oder „GoetheGärten“ gemacht.

Sollten Hausbesitzer jetzt massiv in eine neue Heizungsanlage investieren?

Die Investition in eine neue moderne Heizungsanlage lohnt sich. Denn sie arbeitet meist deutlich effizienter. Das zahlt sich langfristig aus. Wer die Investition scheut, für den bieten wir entsprechende Contracting-Lösungen an. Wir konzipieren, bauen, finanzieren und betreiben die Anlagen unserer
Kundinnen und Kunden dann über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren. Der Vorteil: Als Versorger übernehmen die Hertener Stadtwerke sämtliche Risiken, der Kunde muss sich um nichts kümmern.

Wie entwickelt sich der Strompreis?

Es hat bisher absurde Steigerungen auf dem Strom-Großhandelsmarkt gegeben. Dieses aktuelle Preisniveau ist bei unseren Kundinnen und Kunden noch gar nicht angekommen. Aktuell wird der Preisanstieg für die Haushalte durch die Senkung der EEG-Umlage abgefedert, die zum 1. Juli 2022 auf Null gesetzt wird. Auch wenn viele Experten davon ausgehen, dass sich der Strommarkt langfristig wieder beruhigt und das enorm hohe Preisniveau auch wieder absinkt, ist die Spitze für die Verbraucherinnen und Verbraucher noch nicht erreicht. Auch ist sicher: So günstig wie früher wird Strom nicht mehr angeboten werden. Insofern lohnt es sich heute umso mehr, über Photovoltaik nachzudenken um seinen Strom selbst zu erzeugen!

Welche Chancen gibt es noch, Energie einzusparen?

Durch Effizienzmaßnahmen kann der Energiebedarf noch erheblich gesenkt werden. Das muss auch geschehen – denn wir werden in unserer Region über erneuerbare Energien nicht alles substituieren können, was an fossiler Energie eingesetzt wurde. Hierbei wollen wir unsere Kundinnen und Kunden begleiten.

Wird der Anteil an erneuerbaren Energien steigen?

Ganz sicher. Ab 2024 sind alle Hauseigentümer verpflichtet, 65 Prozent erneuerbare Energien in ihren Wärmemix aufzunehmen. Das gilt sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude. Wer also einen Gaskessel austauscht, muss Erneuerbare berücksichtigen – das kann zum Beispiel über Gashybrid-Heizung oder Solarthermie geschehen.

Gibt es auch Lösungen für Mieter?

Wir sind davon überzeugt, dass Photovoltaik für Mietshäuser ein wichtiges Thema werden wird: Dass das trotz Komplexität funktioniert, haben wir beispielsweise zusammen mit unserem Kunden, der Marler Wohnungsgesellschaft "neuma", bei einem Modellprojekt gezeigt. Dort beziehen alle Mietparteien
Solarstrom aus der Anlage auf dem eigenen Dach. 

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