... dann ist oft Narzissmus im Spiel
Sie ist das Schönste, was uns passieren kann. Und doch kann Liebe enorme destruktive Kraft entfalten – wenn sie unerwidert bleibt und/oder nicht auf Augenhöhe stattfindet. Letzteres ist der Fall, wenn bei einem oder bei beiden Partnern starker Narzissmus oder gar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vorliegt. Dabei sei Narzissmus, also vordergründige Selbstverliebtheit und Egozentrik, in extremer Form etwas anderes als gesunde Selbstliebe, weiß Esther Bockwyt.
Die Recklinghäuser Psychologin hat gerade ein Buch über das Thema und die toxische Beziehung zu einem Narzissten veröffentlicht. „Narzissten haben eigentlich ein schwaches Selbstwertgefühl und kompensieren das, indem sie ständig nach Bestätigung suchen, vor allem in ihren Beziehungen.“ Der „Partner“ werde dabei zum austauschbaren Instrument der narzisstischen Persönlichkeit, um die und deren Bedürfnisbefriedigung sich alles dreht. Warum gehen Menschen solche toxischen Beziehungen mit Narzissten ein? „Sie sind auf den ersten Blick meist sehr eloquent und charmant“, erklärt Bockwyt.
Am Anfang stehe oft ein regelrechtes „Lovebombing“, wie die Psychologin es nennt, das nicht nur bei Menschen mit schwachem Selbstwertgefühl ähnlich wie eine Droge wirke und eine suchtähnliche Abhängigkeit schaffe. Dabei stecke ein gewisses Maß an Narzissmus in jedem von uns; er sei sogar ein existenzieller menschlicher Antrieb, so die Psychologin. Und in jeder Beziehung gebe es auch mal Konflikte. Die Übergänge zur toxischen Beziehung seien fließend. Es gebe aber Warnsignale: wenig Empathie für den anderen, die Unfähigkeit, sich längerfristig mit den Bedürfnissen der anderen Person zu beschäftigen, Lügen und Abwertungen, subtile oder offene Drohungen bis hin zu körperlicher Gewalt. „Spätestens dann oder wenn die Gedanken nur noch um die Probleme kreisen und andere Lebensbereiche beeinträchtigen, Symptome wie Schlafstörungen auftreten, sollte man versuchen, die Beziehung zu beenden und/oder sich Hilfe holen“, so Bockwyt.